„Du hast die Macht. Über deinen Geist – nicht ĂŒber Geschehnisse im Außen. Erkenne das und wirst StĂ€rke finden.“

Mark Aurel

In der Sekunde, nachdem der Wecker⏰ mich aus dem Schlaf geholt hat und sich der Nebel der Nacht aus meinen Gedanken verflogen hat, entscheidet sich schon, wie mein Tag wird. Mit welchem GefĂŒhl stehe ich auf? Welche Gedanken sind die ersten, die mich in den Tag starten lassen? Welche Klassen unterrichte ich heute? Welche Konferenzen stehen an? Welche SchĂŒler-, Eltern- oder KollegengesprĂ€che stehen an? All das kann mich beflĂŒgeln und mich mit einem LĂ€cheln auf die Arbeit kommen lassen oder mich belasten und mit Magenschmerzen zur Schule fahren lassen. 


Das Mindset ist entscheidend! FĂŒr mich ist das Mindset die Einstellung, mit der ich meinem Job ausĂŒbe und mit welcher Grundhaltung ich jeden Tag auf die Arbeit gehe. Wirft man die allseits beliebte Suchmaschine an und tippt „Mindset“ ein, so wird man bombardiert mit Ergebnissen, welche einem mitteilen, dass die richtige Einstellung das einzige ist, was den Weg zu Zufriedenheit und GlĂŒck ebnet. Ist dem wirklich so? Ist es so einfach? 

Lasst uns einmal mehr ĂŒber den Tellerrand von Schule schauen!

Welches Mindset „braucht“ ein Lehrer? Ich denke dieser persönlichen Frage muss jeder selbst nachgehen, um das fĂŒr ihn passende Mindset herauszuarbeiten. Um es aber anschaulich zu machen, lege ich mein Mindset offen und versuche mich an einer Transformation des Mindsets vom „normalen“ Lehrer hin zum Lehrer in Schulleitung. Gerade der Bereich Schulleitung bedarf ein anderes Mindsets wie das eines „normalen“ Lehrers, weil andere Dinge in den Fokus rĂŒcken. SpĂ€ter dazu mehr. 


Das Wunderbare an meinem Beruf, aber auch Herausfordernde, ist das Ungewisse. đŸ€” Ungewissheit als Lehrer? Die Unterrichtsstunde hat seit jeher 45min und nachmittags ist frei! Was ist daran ungewiss? Wie wir ja bereits in der Frage nach dem Warum geklĂ€rt haben, ist der Beruf des Lehrers minimal đŸ˜ mehr. JEDER Tag, auch wenn die Unterrichtsstunden fix sind, ist anders. Da ist die SchĂŒlerin/der SchĂŒler, welcher eine gut geplante Stunde mit seinem Verhalten zerstört. Da ist die Kollegin/der Kollege, welche durch einen Kommentar noch vor der ersten Stunde meine gute Laune zu Nichte macht. Da ist die Sonderaufgabe von der Schulleitung, welche sofort erledigt werden muss. Da ist die spontane Klassenkonferenz, welche auf Grund eines Vorfalls abgehalten werden muss. Ich könnte diese AufzĂ€hlung noch sehr lange fortsetzen, aber ich denke es ist klar geworden, dass jeder Tag interessante Herausforderungen bereithĂ€lt. đŸ€č‍♀


Da haben wir auch schon das wichtigste Mindset fĂŒr mich als Lehrer! All diese Dinge sehe ich nicht als Probleme, sondern als Bestandteile meines ganz normalen Alltags. Ich sehe sie als Herausforderungen an, an denen ich auch persönlich wachsen kann. Ich kann all diese spontanen Dinge nicht eliminieren, also akzeptiere ich sie. Schon am frĂŒhen Morgen bin ich mir dieser Herausforderung bewusst.


Nach dem Aufstehen gehe ich bei der Gassirunde mit meinem Hund đŸ• grob den Tag in Gedanken durch. Was sind wichtige Bestandteile meines Unterrichts? Was habe ich geplant fĂŒr die einzelnen Stunden? Was sagt mein Kalender fĂŒr heute? Das Ganze passiert grob, die Details meiner Planung habe ich, falls nötig, digital vorliegen und sie helfen mir einen Überblick ĂŒber den Tag zu bekommen. Was sind mögliche Stolpersteine? Was könnte heute anstehen, was nicht geplant ist? Was ist das schlimmste, was mir heute im Unterricht passieren könnte?  Wie reagiere ich auf diese neuen UmstĂ€nde? Was könnten Lösungen sein? Durch das Bewusstmachen möglicher Herausforderungen und bereits das Suchen nach Lösungen bin ich optimal vorbereitet. Ich freue mich auf die einzelnen Stunden und gehe positiv schon am frĂŒhen Morgen meinen anstehenden Aufgaben entgegen und plane UnwĂ€gbarkeiten ein. So ist die Gefahr gering, dass mich Unvorhergesehenes aus der Bahn wirft.
NatĂŒrlich gelingt mir das nicht immer perfekt und nicht selten passiert es, dass mich Ungeplantes ins Stocken kommen lĂ€sst. In solchen Situationen kommt es dann wieder auf mein Mindset an. Ich weiß, dass diese Situationen zu meinem Alltag gehören. Ich akzeptiere sie und suche nach dem, was mich daran wachsen lĂ€sst bzw. was ich daran positiv mitnehmen kann. Durch diese positive Einstellung (Mindset) und dadurch, dass ich mir bewusst bin, dass meine Arbeit einen Wert hat, gehe ich positiv durch meinen Alltag. Ich bin mir bewusst, was ich an meinem Beruf liebe und darauf fokussiere ich mich. Meiner Meinung nach passt der Stoizismus perfekt zu meinem Mindset.

„Die wesentliche Aufgabe im Leben besteht darin, die Dinge zu erkennen und voneinander zu unterscheiden, um mir klar machen zu können, ĂŒber welche Ă€ußeren UmstĂ€nde ich keine Macht habe, und welche von Entscheidungen abhĂ€ngen, die in meiner Macht stehen. Wo finde ich dann das Gute oder Böse? Nicht in den Dingen, die nicht in meiner Macht stehen, sondern in mir selbst, in den Entscheidungen, die ich treffe
“

Epiktet, LehrgesprÀche, 2.5.4-5

Wir beherrschen nichts und können uns auf nichts verlassen, was außerhalb unserer Entscheidungsgewalt liegt. Der wichtigste Ansatz ist, zu unterscheiden zwischen dem, was wir verĂ€ndern können und dem, was wir nicht verĂ€ndern können. Ich steuere meine Wahrnehmung, fĂŒhre Handlungen angemessen aus und akzeptiere bereitwillig, was außerhalb meiner Macht steht!

Allgemein bin ich mir sehr bewusst, welcher Lehrer ich sein möchte. (Siehe die Frage nach dem Warum?) Es gibt viele Arten von Lehrern und wie sie die Dinge umsetzen. Wichtig ist es, den Job mit Leidenschaft zu machen. Was ist mir wichtig in meinem Job? Welche Gedanken gehen mir in Bezug auf meinen Job als erstes durch den Kopf? Was macht mich glĂŒcklich? Fokussiere dich darauf. Was nimmt mich zu sehr mit? Eliminiere es oder lerne damit umzugehen. 

Gehe realistisch mit deinen eigenen AnsprĂŒchen um. Alle SchĂŒler immer gleich individuell zu fördern, ist eine Utopie. Ich habe circa 200 SchĂŒler pro Schuljahr. Mein Anspruch ist es, jeden individuell voranzubringen. Aber das kann ich nicht in jeder Stunde schaffen. Ich kann aber jeden Tag etwas mehr dafĂŒr tun, dieses Ziel zu erreichen. Fokussiere dich auf die jeweils wichtigen Dinge. Was ist das wichtigste, was heute im Unterricht ansteht? Wer benötigt / Welche Gruppe von SuS benötigt heute meine volle Aufmerksamkeit? Wichtig ist hierbei zu bedenken: Nur weil ich mich auf eine Gruppe/Person fokussiere, vergesse ich nicht die anderen. Diese werden durch mein „Unterrichtsgrundrauschen“ abgedeckt. 

Wie sieht dein Mindset aus? Was lĂ€sst dich lĂ€cheln?😊